Post-Migranten
von Negar Ghalamzan
Erschienen in: Zeitgenoss*in Gorki – Zwischenrufe (03/2023)
2008. Shermin Langhoff und ich sitzen im Büro des Ballhauses Naunynstraße, das zum Ende des Jahres als erstes postmigrantisches Theater Berlins, gar Deutschlands eröffnet werden soll. Shermin hat die künstlerische Leitung, ich bin für die PR zuständig. Die Umbauarbeiten sind in der Mache, die Büros stehen, die Crew ist eingestellt. Was wir noch brauchen, ist ein Logo, das auch an der Fassade prangen soll. Als ich den zuständigen Milieuschutzbeamten frage, in welche Richtung wir gehen sollten, antwortet er trocken: „Hauptsache, kein Las Vegas.“ Also laden wir junge Grafiker dazu ein, uns Entwürfe zu schicken. Das Briefing: „Hauptsache, kein Las Vegas.“
Einige Wochen später in Shermins Büro. Wir sitzen mit Chai und Kippen auf dem Sofa und haben die Wochen vorher kaum gepennt. Ein junger, gut gelaunter Grafiker sitzt uns gegenüber und streckt uns ein DIN-A3-Blatt entgegen. Ein großes gelbes Viereck auf dem mit schwarzem Schriftzug „Ballhaus Naunynstrasse“ steht. Wir drehen es nach links, drehen es nach rechts, schauen es von unten an, schauen es von oben an, schauen einander an und fragen ihn: „Ähm, danke für den Entwurf. Aber, was soll das sein?“
Der junge Mann antwortet stolz: „Das ist euer neues Logo. Das passt genau zur Zielgruppe.“ „Aber warum...