Neue Heimat Lindenau
von Thomas Irmer
Erschienen in: 70 Jahre Zukunft – Theater der Jungen Welt Leipzig (03/2017)
Das Haus der Volkskunst am Lindenauer Markt gehört zu den Gebäuden, die am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Zuge der Industrialisierung mit weitflächigen, damals hochmodernen und heute noch architektonisch interessanten Fabrikarealen in den Vororten des Leipziger Westens gebaut wurden. 1911 vom Architekten Carl Fischer als »Hotel-, Konzert- und Ball-Etablissement Deutsches Haus« in einem damals noch vorstädtisch geprägten Umfeld an dessen zentralen Markt errichtet. Die Tanzvergnügen waren in ganz Leipzig legendär. Nach dem Krieg bis 1965 Spielstätte des Operettentheaters, in dem der spätere DDR-Fernsehliebling Lutz Jahoda in den 50er Jahren große Erfolge feierte und 1963 Gerd Natschinskis Leipzig-Operetten-Hit »Messeschlager Gisela« aufgeführt wurde. Nach dem Auszug des Operettentheaters wurde der Große Saal baupolizeilich geschlossen und das Gebäude in Haus der Volkskunst umbenannt. Es diente fortan als Aufführungsort sogenannter Kleinkunst. Später zogen einige Amateurtheater und das Kabarett Lindenauer Brettl in die noch zur Verfügung stehenden Räume ein. Das Brettl wurde 1983 de facto verboten. Mit dem fortschreitenden Verfall wurde das ganze Gebäude Anfang der 90er Jahre stillgelegt, als Veranstaltungshaus mit der Grundinstandsetzung aber bald neu und schließlich als Hauptsitz des TdJW neben der Unterbringung von Theatern der freien Szene als LOFFT geplant und saniert. Das LOFFT zog bereits...