Julia Glasewald (Hessisches Landestheater Marburg): Ich empfinde das Landestheater als das schutzbedürftigste Tier unter den drei Theater-Betriebsapparaturen der Staats-, Stadt- und Landestheater. Das Konzept des Landestheaters, dass nicht nur der Zuschauer ins Theater kommt, sondern das Theater auch zum Zuschauer, ist in meinen Augen eigentlich ein sehr moderner Ansatz, weil er so mobil und flexibel ist.
Leider geht im Landestheater-Alltag unterwegs im Bus zum Spielort oft ein bisschen Kunst verloren: So sind Bühnenbilder mitunter für die große Stadthalle am Hauptsitz entworfen, am Spielort ist der Raum dann aber viel kleiner oder atmosphärisch ganz anders. Da kann es schon mal vorkommen, dass sich ein Schauspieler auf der zweiten Ebene eines Hauses den Kopf am Scheinwerfer stößt.
Wie wäre es, wenn es ein kleines Zehn-Punkte-Dogma für Landestheater geben würde – mit extra Regeln für das Herumfahren, die die Kunst auf Gastspieltouren beschützen würde?
Marie Förster (Burghofbühne Dinslaken): Landestheater sind abhängig von Buchungen. Aufgrund von Budgetkürzungen und einem generell hohen Druck auf die Theater müssen möglichst viele Vorstellungen verkauft werden. Das kann zur Verkürzung von Probenzeiten führen. Zudem müssen die Produktionen lange im Voraus verkauft werden – oft bevor die Probenarbeit begonnen hat. Das bedeutet, dass sich die Inszenierung dann mitunter nach den...