Trümmer von Violinen liegen auf der Bühne. Ihre Hälse ragen heraus, Saiten sind verknäuelt. Ab und an ist ein fast noch intakter Korpus dieses Streichinstruments zu sehen, das in seiner Ästhetik ein Sinnbild von Kunst und Kultur ist, von Sinnenverfeinerung und Sublimierung.
Drei Musikerinnen, Katharina Pfänder (Violine), Kathrina Hülsmann (Bratsche) und Lisa Stepf (Cello), haben sich vor diesem Trümmerfeld aufgebaut. Sie streichen und zupfen ihre Instrumente. Sie bilden mit den Performern Konradin Kunze und Simon Zigah eine Art Körperskulptur, eine zum Angriff bereite Truppe. Was sie spielen, lesen sie von Notenblättern ab, die sie am Rücken ihrer Mitspielerinnen und Mitspieler befestigt haben. Die Töne sind zu Signaltönen mutiert – technische Zeichen, Bestandteile des Morsealphabets. Den Inhalt der Botschaft übersetzen Münder und Zungen in einem aufgerauten, fast atemlosen Flüsterton: „Greif Siedlungen und die Zivilbevölkerung an, um eine humanitäre Katastrophe anzurichten.“ Die Übermittlung dieser Botschaft dauert sehr lange, denn jeder Buchstabe wird einzeln gesprochen.
Komponiert hat die Passage der Jazzmusiker und Komponist Matthias Schubert, wie auch die anderen Stücke in „Kosa La Vita – Kriegsverbrechen“, dem neuen Dokumentarmusiktheaterwerk der Gruppen Flinn Works und Quartett Plus 1. Die Kooperation nimmt sich eines großen und komplexen Themas an: des ab 2011 in Stuttgart geführten...