Überall geht es ums Erzählen von Geschichten. Ob im Theater oder im Marketing. Werbung, die sachlich ein Produkt bewerben würde, will kein Mensch sehen – so verstehen es zumindest deren Produzenten. Man muss ein Gefühl verkaufen, eine Lebenseinstellung, einen lifestyle – eine Story. Dafür stehen paradigmatisch die „Content 2020“-Kampagne von Coca-Cola oder die vermeintlich bescheidenen Worte des verstorbenen Apple-Konzernleiters Steve Jobs in seiner berühmten Rede vor den Absolventen der Eliteuniversität in Stanford 2005: „Ich will euch heute drei Geschichten aus meinem Leben erzählen. Mehr nicht. Keine große Sache. Nur drei Geschichten.“
Diese Geschichten, indem sie auch vom Scheitern erzählten, waren trotzdem oder gerade deswegen in der Lage, den Mythos des Aufstiegs vom Tellerwäscher zum Millionär für den digitalen Kapitalismus neu zu beleben. Geschichten können eine mythische Funktion haben – oder aber auch entmythisierend wirken, wie Roland Barthes in seinen wunderbaren Studien „Mythen des Alltags“ bemerkte. Für den mythisierenden Aspekt hat vor allem die neuere Managementtheorie das Geschichtenerzählen – das Storytelling – entdeckt, wie es der Autor Philipp Schönthaler in seinem Buch „Portrait des Managers als junger Autor. Zum Verhältnis von Wirtschaft und Literatur“ untersucht.
Für das Management ist das sogenannte Storytelling von Interesse, weil es eine Form bietet, in der...