Bloß keine Illusionen mehr!“, sagt Artur Bilozerow. In einem Hinterhof im historischen Zentrum Kiews hat er Anfang des Jahres eine kleine Autowerkstatt zur LabGarage umfunktioniert. Die LabGarage ist eine Galerie und ein Ort für Performanceprojekte. Auf ihrem Dach, so Artur, lasse er gelegentlich Bands spielen. Und weil der ukrainische Kunstbetrieb seiner Meinung nach nur den Geschmack reicher Kunden bediene oder international bekannte Künstler ins Land hole, will er in der LabGarage vor allem Kunst präsentieren, die sich schonungslos mit der ukrainischen Gegenwart auseinandersetzt.
Die ukrainische Gegenwart ist vielschichtig. Und das Theater, welches sich mit ihr verbindet, ebenso. Während in den westlichen Medien die Bilder der Katastrophe von Tschernobyl, der Orangenen Revolution oder des blonden Haarkranzes der telegenen Julia Timoschenko in den Vordergrund treten, zeichnen sich in den anhaltenden innenpolitischen Blockaden des Landes tiefe kulturelle Spaltungen ab.
Von der LabGarage bis zum nationalen Heiligtum der Ukraine, der Sophienkathedrale, sind es nur wenige Gehminuten. Ihre dreizehn goldenen Kuppeln leuchten an sonnigen Tagen hell im Himmel Kiews. Die Kathedrale steht für die mächtige Geschichte des Landes und spiegelt zugleich einen der Gründe seiner derzeitigen Misere. Im 10. Jahrhundert schlossen sich die Kiewer Fürsten dem Christentum an. Sie machten die Stadt zum spirituellen Zentrum...