Ferry
Erschienen in: Zeitgenoss*in Gorki – Zwischenrufe (03/2023)
Als ich direkt nach meinem Schauspielstudium meine ersten Gastengagements am Ballhaus Naunynstraße hatte, wurde das Künstlerische Betriebsbüro von Fereidoun „Ferry“ Ettehad geleitet. Alle Stücke, Gastspiele, Festivals, Umbesetzungen und tausend Dinge mehr werden dort disponiert. Ein Höllenjob. Ferry war also einer der ersten Chefdisponenten, mit denen ich es zu tun hatte. Und einer der nahbarsten.
Mein erstes Stück am Ballhaus war Verrücktes Blut. Der Abend war ein Geschenk für mich. Er bescherte mir einen schlecht bezahlten und doch fast glamourösen Einstieg in den Beruf. Wir bereisten Festivals und Gastspiele in ganz Europa. Auf einem unserer Gastspiele begrüßte mich Ferry bei meiner Ankunft in der Hotellobby. Er funkelte mich an. Ob ich es noch nicht gehört hätte. Was denn? Shermin und Jens übernähmen die Leitung des Maxim Gorki Theaters. Ich war baff. Nehmen sie mich mit? Werde ich dort besser bezahlt? Glauben mir die Leute dann, dass ich wirklich Schauspielerin bin? Das taten sie 2010, in einem noch weißeren Theaterbetrieb, als er es heute ist, nämlich mitunter nicht. Die Leute verwechselten uns, das Ensemble, ständig mit unseren Rollen.
Ich hoffte, dass der institutionelle Glanz des Gorki Theaters den Alltagsrassismus überstrahlen würde. Was dann passiert ist, weiß ich nicht mehr genau. Ich nehme...