Die Erinnerung an ausgelassene Urlaubsreisen mit den Freunden ist verblasst. Unbeschwerte Momente gibt es nicht mehr. In Peer Mia Ripbergers Text „Wie ein zarter Schillerfalter“ tanzt die Hauptfigur Sarah in den Suizid. Wie feiner Sand zerrinnt ihre Sprache in einer Wirklichkeit, die sie nicht begreift: „Verwundet im Konversationskrieg. Argumentationssplittergranate. Leere Worthülsen überall.“ Sprachgewaltig zeigt der Regisseur und Autor die Zerrissenheit einer jungen Frau, die er in multiple Persönlichkeiten zerlegt. Immer wieder kratzt er die poetische Textfläche mit dramatischen Dialogen auf. Das klingt unruhig, manchmal auch ungestüm. Im historischen Kino Löwen ließ die Stadtverwaltung Tübingen eine große Bühne bauen. Am neuen Spielort gelingt dem Institut für theatrale Zukunftsforschung (ITZ), wie das junge Leitungsteam das Zimmertheater in der Bursagasse inzwischen nennt, ein betörend schöner Totentanz. Zart und verletzlich wie Schmetterlinge zeichnet der Autor die Menschen.
Mit der Uraufführung feierte das Theater die Neueröffnung der Spielstätte gerade noch rechtzeitig vor dem Lockdown im November. Auf der neuen Bühne haben die Spieler deutlich mehr Platz als im Gewölbekeller des Zimmertheaters. Das bot Peer Mia Ripberger nicht nur die Chance, in Zeiten der Corona-Pandemie mit dem geforderten Abstand zu inszenieren. Der Co-Intendant, der das Haus mit seinem Mann Dieter Ripberger leitet, schöpfte vor allem die...