Vielfalt und Demokratie – eine Hommage auf Zoukak
von Peter Sellars
Erschienen in: Recherchen 104: Theater im arabischen Sprachraum – Theatre in the Arab World (12/2013)
Das Zoukak Kollektiv arbeitet auf der Basis der beiden Prinzipien Vielfalt und Demokratie – und greift in die Welt ein. Das Kollektiv besteht aus einer äußerst heterogenen Gruppe von Künstlern. Seine Mitglieder sind künstlerisch unterschiedlich, philosophisch unterschiedlich, spirituell unterschiedlich, politisch unterschiedlich und geografisch unterschiedlich. Sie praktizieren ganz unterschiedliche Disziplinen und sind von verschiedenen Geschichten geprägt. Sie schufen und schaffen ein vielfältiges Oeuvre für diverse Zielgruppen zu äußerst unterschiedlichen Gelegenheiten. Beirut fordert eine Vielzahl von Mitteln, Schaffensarten, Erinnerungen und Magie. Die historische Gegenwart weist eine hohe Verdichtung auf; jede Sekunde ist eine gereimte Kaskade der vergangenen Momente und Epochen, Regimes, Kriege, Waffenstillstände, Brennpunkte, seltsamen unerwarteten Zeiten der Ruhe, all das, durchzogen von einer unstillbaren städtischen Lebenskraft, von Debatten, Wut und Wärme. Die Imperative von Hoffnung und wechselnden Solidaritäten schaffen überraschende Zusammenhänge; die Widersprüche selbst werden zu neuen Wegen, die Verrücktheit, Vorspiegelungen und Angst vor der Situation provozieren Angriffe von Humor, Verzweiflung, Leid und noch mehr Humor. Der Akt der Aufführung unter diesen Bedingungen und in diesem Schwindel erregenden Rahmen muss ein vielfältiger sein; gemischte Gefühle, gemischte Loyalitäten – geschichtet mit gleichzeitigen lokalen und auswärtigen Realitäten – verlangen virtuose, improvisatorische von einem auf den anderen Moment reagierende Verhandlungskunst, kulturelles Bewusstsein und todesmutige...