Kolonialismus und imperiale Modernisierung
Literarisches Guckkastentheater für die Karibik
von Joachim Fiebach
Erschienen in: Welt Theater Geschichte – Eine Kulturgeschichte des Theatralen (05/2015)
Die Eroberung und Ausbeutung großer Teile der außereuropäischen Welt vollzog sich in verschiedenen Phasen. Die britische Inbesitznahme Indiens, ein Hauptfeld imperialer Interessen, begann mit der Etablierung der East India Company vorwiegend handelsorientiert. Erst im Laufe des 18. und dann voll im 19. Jahrhundert wurde Indien politischmilitärisch-legalistisch eine britische Kolonie. Die Holländer hatten schon relativ früh mit Handelskompanien in Indonesien/Java (ehem. Batavia) ein Beispiel gesetzt. Außer im Süden Afrikas, in dem sich im 17. Jahrhundert holländische Abkömmlinge (Buren bzw. Afrikaner) niederließen, und in dem im 18. Jahrhundert Franzosen, Portugiesen, Engländer, Deutsche wirtschaftlich tätig waren und politische Kontrolle ausübten, siedelten bzw. errichteten Europäer (Portugiesen, Engländer, Franzosen, Holländer) nur an Küsten des subsaharischen Afrika punktuell strategische Handelspunkte, vor allem für den Sklavenhandel. Von hier wurden die Afrikaner, vor allem entlang der Südwest- und Westküste, nach den Amerikas verschifft. Die Zahl von Afrikanern, die von den Europäern für Sklavenarbeit vor allem in der amerikanischen Plantagenwirtschaft vom Ende des 16. bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts verschleppt wurden, sind auf bis zu 20 Millionen zu schätzen.178
Mit den Händlern und den weißen Siedlern kamen bald auch die in ihren Heimatländern kursierenden Theatermodelle nach Asien, in die Amerikas, nach Afrika. Sie errichteten Theaterbauten nach...