In übertragenem Sinne
von Horst Hawemann
Erschienen in: Recherchen 108: Horst Hawemann – Leben üben – Improvisationen und Notate (03/2014)
Die Formulierung besagt doch, dass man einen Sinn woanders hin überträgt, wo er eigentlich nicht hingehört. Vielleicht so: Eine Sau benimmt sich säuisch. Also, wie eine Sau! Sie kann ja wohl auch nicht anders. Aber wenn ein Mensch sich säuisch benimmt, könnte er auch anders.
Da er aber keine Sau ist – benimmt er sich nur säuisch. Er benimmt sich menschlich säuisch! Das tut der Sau unrecht, ist menschlich anmaßend (wie viele solcher sinnlichen Übertragungen).
Probiere man also einmal aus, was dabei herauskommt, wenn ein Versager, das „arme Schwein“ sich „fürstlich“ aufführt.
Wie sieht das aus, wenn sich einer „königlich amüsiert“; wenn ein harter Kerl plötzlich „mütterlich“ wird oder ein General „kindisch“?
Wie ist man als Polizist oder Zuhälter „päpstlicher als der Papst“?
Versucht mal „buchhalterisch“ zu lieben. Oder „soldatisch“.
„Wie die Wilden“ sich zu benehmen, kennt man sicher. Aber man probiere es doch einmal im konkreten Sinne.
Was ist ein „himmlisches“ Gefühl oder eine „verteufelte“ Laune?
Um das herauszufinden, wird man sich zuerst mit dem Ursprung, mit dem eigentlichen Sinn, beschäftigen müssen: Was ist der Himmel und was der Teufel?
„Er stolziert stolz wie ein Pfau.“ Das schlägt einen Gang vor, den man sich von einem Vogel entliehen hat....