Auftritt

Leipzig: Morbider Reigen

Schauspiel Leipzig: „Splendid’s“ von Jean Genet. Regie Claudia Bauer, Ausstattung Andreas Auerbach

Erschienen in: Theater der Zeit: Hasta la vista – Bierbichler, Fiebach, Kuttner, Quiñones, Vanackere. Ein Brennpunkt zur Neubesetzung der Berliner Volksbühne (06/2015)

Assoziationen: Schauspiel Leipzig

Diese Inszenierung ist wie ein Tango, den man abwechselnd mittanzt und dann wieder aus der Ferne beobachtet: ein morbider Reigen der Vernichtung. Ort der Handlung: ein Luxushotel, in dem sich eine Gangsterbande verschanzt hat; draußen wartet bereits ein Großaufgebot der Polizei. Die letzten Patronen der sieben Verbrecher um Jean, genannt Johnny (Michael Pempelforth), und des zu ihnen übergelaufenen Polizisten (Wenzel Banneyer) werden bald verbraucht sein. Man sitzt hier in der Falle, zumal die junge und schöne Geisel, eine amerikanische Millionärin, bereits tot ist. Ein Versehen, irgendjemand hat da wohl die Hände nicht rechtzeitig von ihrem Hals fortbekommen. Pech, das Endspiel ist entschieden, kaum dass es begonnen hat.

Was nach Thriller klingt, ist ein Thriller. Aber da der Autor Jean Genet heißt, ist es auch ein philosophisches Lehrstück über unsere hoffnungslose Endzeitexistenz und den ästhetischen Glanz, den sie dennoch ab und zu verbreitet. Regisseurin Claudia Bauer und ihr Bühnen- und Kostümbildner Andreas Auerbach nehmen beides ganz ernst: Thriller und Untergeher-Philosophie. Das ist dann wie am Ende von Oliver Stones „Natural Born Killers“. Als alle bis auf den Mann mit der Kamera ermordet sind, ruft dieser: Nicht mehr schießen, ich bin doch der Letzte, der lebt, außer mir kann keiner mehr die...

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