19.3 Alltag
Erschienen in: Improvisationstheater – Die Grundlagen (10/2018)
Für Impro-Spieler sind die Alltagswelt und die Impro-Welt oft voneinander entkoppelt: Für sie ist der Alltag das Normale, das Unspektakuläre, während im Improtheater eine eigene verrückte Welt entsteht.
Ich denke, dass sich Künstler der alltäglichen Welt öffnen sollten, da diese die Samen für unsere Kunst bereithält. Der Spruch, das Leben schriebe die besten Geschichten, ist nicht wahr. Wir schreiben die Geschichten, für die das Leben das Material bereithält. Ohne die Grundierung durch das reale Leben läuft unsere Improvisation Gefahr, klischeehaft zu werden oder abgehoben zu wirken.
Trage ein Notizbuch bei dir und scanne den Alltag nach Formen und Inhalten abscannen. Zum Beispiel:
•Sprache: Wie sprechen Menschen wirklich? Welchen Jargon, welche Redensarten benutzen Personen in welchen Umgebungen?
•Handlungen: Was sind typische oder kuriose Verhaltensweisen und Routinehandlungen an bestimmten Orten?
•Szenen: Was sind alltägliche Situationen, in die man immer wieder gerät? Welche Mini-Dramen spielen sich ab?
•Emotionen: Wie reagieren Menschen in geladenen Situationen?
Man kann diese Beobachtungen rein zweckgebunden durchführen, nämlich mit dem Ziel, die eigene Improvisation anzureichern. Aber ich selber mache mir oft genug Notizen über kleine Begebenheiten, für die ich überhaupt noch keine Verwendung weiß. Der Zweck dieser Notizen ist dann manchmal nicht viel mehr...