Verlorene Jahre, neue Gesichter
von Kazım Erdoğan
Erschienen in: Zeitgenoss*in Gorki – Zwischenrufe (03/2023)
Im Jahr 2000 trat ein neues Staatsangehörigkeitsrecht in Kraft, welches die Einbürgerung in Deutschland geborener Nachkommen von Einwanderern erleichterte. Erst vor 22 Jahren fand der Status quo Deutschlands als Einwanderungsland von offizieller Seite Anerkennung. Wir haben also de facto fast 50 Jahre verloren, wir alle zusammen, sowohl Menschen mit Zuwanderungsgeschichte als auch Einheimische, um uns mit dem „Bleiben“ und der Zukunft miteinander zu beschäftigen. Mein Motto lautet: Es ist nie zu spät. In diesen verlorenen 50 Jahren fand kaum Kunst von, mit und für Menschen mit Zuwanderungsgeschichte statt. Erst nachdem wir verspätet realisiert haben, dass, wer einmal geht, selten wieder zurückkehrt, haben Kunstschaffende in Deutschland angefangen, Menschen mit Zuwanderungsgeschichte vermehrt an künstlerischen Darbietungen und Präsentationen in der Öffentlichkeit partizipieren zu lassen.
Zu den großen Förderern der partizipativen, kulturübergreifenden Kunst gehört natürlich Shermin Langhoff. Shermin, sowie das Team um sie herum, haben gesehen, wie wichtig Kunst und Kultur für das „Wir-Gefühl“ ist. Zunächst am Ballhaus Naunynstraße und später auch am Maxim Gorki Theater hat Shermin versucht, dem Theater ein neues Gesicht und neue Gesichter zu geben. Wir leben im wahrsten Sinne des Wortes in einer multiethnischen, multikulturellen Gesellschaft. Shermin hat neue Akzente gesetzt und neue Perspektiven eröffnet. Und im Theater die...