Poesie aus Graubünden
Liedtexte zwischen Tradition und Feminismus
von Chiara Jacomet
Erschienen in: Arbeitsbuch 2025: diversité suisse – landscapes des zeitgenössischen theaters (07/2025)
Assoziationen: Schweiz
SAG MIR
(Komposition & Text: Chiara Jacomet)
Als kleines Mädchen träumte ich oft,
einmal eine Berufssportlerin zu sein, die
Aufmerksamkeit bekommt.
Als kleiner Junge träumte ich oft,
einmal ein Balletttänzer zu sein, der
göttlich tanzt.
Was ist weiblich? Was ist männlich?
Was ist schön, was ist schön, was ist schön?
Oh, sag mir!
Als kleines Mädchen habe ich
gelernt und gehört,
dass eine Frau dünn sein muss,
was für eine Lehre!
Als kleiner Junge habe ich
gelernt und gehört,
dass ein Mann kräftig sein muss
und nicht ängstlich.
Was ist weiblich? Was ist männlich?
Was ist schön, was ist schön, was ist schön?
Oh, sag mir!
Ja, wie viele Male fühlst du dich, ja du,
in deinem Körper nicht zu Hause,
und nicht konform?
Ja, wie viele Male weinst du, ja du,
dass du nicht der Norm entsprichst?
Du bist schön, du bist schön, du bist
schön, genau wie du bist!
Ella
(Komposition & Text: Chiara Jacomet)
Was muss ich tun,
damit du mich siehst?
Wie muss ich sein,
damit du mich willst?
Sie ist zu groß.
Sie ist zu dick.
Sie ist zu klein.
Sie ist.
Sie ist zu kultiviert.
Sie ist zu informiert.
Sie ist zu emanzipiert.
Sie...
