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Linzers Eck: Thüringer Scharmützel
Stasi-Aktionen in Gera liefen zum Teil ins Leere
von Martin Linzer
Erschienen in: Theater der Zeit: Auftreten und leuchten – Gisela Höhne und das Theater RambaZamba (04/2014)
Anfang der 1980er Jahre fiel es dem ZK-Sekretär Kurt Hager, später als Tapeten-Kurt bekannt, auf, dass Kunst und Kultur anders funktionieren als Politik und Propaganda. Dies auch den staatlichen Organen im Lande mitteilend, führte das in der Folge zu einem entspannteren Verhältnis mit den mit der Kulturpolitik zunehmend wenig zufriedenen Kulturschaffenden. Da auch beobachtet worden war – durch die allgegenwärtigen Horch-undguck-Organe –, dass es die Jugend der Republik am nötigen Elan beim Aufbau des Sozialismus fehlen ließ und auch vom „Kampf um den Frieden“ eine andere Vorstellung hatte als die führenden Genossen („Schwerter zu Pflugscharen“), ließ man der Jugend ihren Lauf (ein bisschen jedenfalls), und Genosse Hager befand, sie dürfe auch (ein bisschen jedenfalls) „unvernünftig“ sein.
Vor diesem Hintergrund hatten der Zentralrat der FDJ und der Theaterverband beschlossen, „Jugendtheaterwerkstätten“ durchzuführen, mit Gastspielen, Lesungen, Diskussionsforen, frohes Jugendleben inklusive. Die erste fand 1985 in Schwerin statt, es folgten 1987 Potsdam und 1989 Gera. Da Theaterverband wie auch FDJ unterhalb ihrer politischen Spitzen eine Reihe von intelligenten und kritisch denkenden Mitarbeitern hatten, wurden auch kritische Künstler eingeladen, fanden die Veranstaltungen in einer bemerkenswert offenen Atmosphäre statt, in Gera – es waren gewitterschwühle Junitage – rumorte es schon ziemlich. In Diskussionsrunden mit der prominent...