Bericht
Leisure is my Pleasure
Das Festival „Leisure & Pleasure” an den Sophiensaelen verspricht Genuss und Vergnügen. Gleichzeitig geht es aber auch um politische und aktivistische Dimensionen von Freizeit und Erholung.
Assoziationen: Performance Berlin Freie Szene Franziska Werner Sophiensaele
Was ist überhaupt Freizeit? Frei wovon? Ist Freizeit alles, was neben Schule, Lohnarbeit, Hausaufgaben, Geschirrspülen und Selbstoptimierung noch übrigbleibt?
Freizeit ist die Zeit, in der ich nicht arbeiten muss. Der Neoliberalismus trichtert uns aber ein, dass Arbeit keine Arbeit ist, wenn wir sie lieben. Das ist klar auch ein Problem in der Burnout-Kultur der Freien Kulturszene.
„Self Care” ist zum Social Media Trend geworden und zeigt die kapitalistische Verwertungslogik hinter Selbstsorge. Denn Freizeit ist die Zeit, in der ich nicht arbeite, sondern konsumiere.
Die politischen Dimensionen von Freizeit gehen nicht nur die Freie Szene was an, sondern sind für unser aller Zusammenleben relevant. Wo für die einen Freizeit und Genuss selbstverständliche Privilegien sind, müssen sich andere das Recht auf Erholung, Lust und Vergnügen mühsam erkämpfen.
Adrienne Maree Brown spricht in ihrem Buch „Pleasure Activism: The Politics of Feeling Good“ (2019) über Erholung und Genuss als politischen Widerstand. Die Unterdrückung von BIPoC, crip und queeren Menschen zeigt uns, dass zu Erholung und Vergnügen nicht alle den gleichen Zugang haben. Es reicht nicht, Essen zu haben oder ein Dach über dem Kopf. Für ein schönes Leben brauchen wir Vergnügen, Pausen und Gemeinschaft. Das Widerständige Potenzial liegt also in der Zurückeroberung von Zugängen...
Erschienen am 14.7.2023
