PLAY. Einmal pro Spielzeit, in der Sparte ­Playground, spielen nicht nur die Darsteller:innen Theater, sondern gleich das ganze Haus. Und das Publikum. Eine Institution spielt mit dem Als-ob und verwandelt sich in einen zeitgeistrelevanten Ort ihrer Wahl. Immersives Theater und performative Institution. Der Name der Reihe: Mimikry.

Es ging nicht einfach um Immersion als totale Erfahrung, sondern um Mimikry als Praxis: Die Institution spielt etwas anderes als sich selbst und erfährt so eigene Möglichkeiten oder Abgründe. In der Biologie wird Mimikry als eine Strategie der Nachahmung durch Täuschung beschrieben. Die postkoloniale Theorie gesteht ihr, neben der Anpassungs- und Imitationsleistung, auch grosses subversives Potential zu: Die Imitation kopiert die Vorlage und vergrössert dabei manche Zeichen, macht Artifizialität sichtbar, macht Zeichen lesbar, kritisierbar, veränderbar, erlebbar. Was ist das für ein Spiel? Mit Mimikry liefern wir uns dem Zeitgeist aus, machen ihn zur ambivalenten Erfahrung und stellen ihn so – mit der Chance zu affirmativer Sabotage – zur Disposition.

Die Geste ist nicht kritisch, sondern spielerisch. Mimikry lädt ein, imitiert, ahmt nach, äfft nach, eignet an, schreibt sich ein, unterwandert und denkt sich dabei selbst als Teil des Geschehens (oder Problems) mit dem unbedingten, augen­zwinkernden Ernst des Spiels.

Also erfand sich das Neumarkt...