Theater und Therapie im 21. Jahrhundert seien wie „distanzierte Geschwister“, so der Theaterwissenschaftler Matthias Warstat. Obwohl viele Theaterprojekte der Avantgarde im 20. Jahrhundert in therapeutischer Absicht auf gesellschaftliche Krisen Bezug genommen hätten, herrsche nach wie vor große Skepsis auf beiden Seiten. Theater und Therapie seien nur in dem Falle „miteinander verträglich“, wenn weder die Autonomie der Kunst noch das Verfahren und das Instrumentarium der Therapie absolut gesetzt würden. In den letzten Jahren lässt sich jedoch eine Annäherung dieser beiden so gern antagonistisch gesehenen Verwandten vor dem Hintergrund individueller wie gesellschaftlicher Krisen ausmachen. Eine Ausdifferenzierung psychosomatischer Krankheitsbilder, ein steigender Bedarf an Therapieangeboten sowie die Notwendigkeit von Trauma-Arbeit angesichts weltweiter Kriegseinsätze und Migrationsbewegungen sind zu verzeichnen. Und auch das Theater bedient sich …