Das große Mutterland
Tessin – Italien, zwischen real und imaginär, eine Unterwerfung, die nicht leichtfällt
von Paola Tripoli
Erschienen in: Arbeitsbuch 2025: diversité suisse – landscapes des zeitgenössischen theaters (07/2025)
Assoziationen: Schweiz
Prolog
Als Julie Paucker mich bat, für das Arbeitsbuch von Theater der Zeit einen Artikel zu schreiben, der das Verhältnis zwischen der Schweizer/Tessiner Theaterszene und Italien untersucht, habe ich mich gefragt, ob ich die richtige Person dafür bin. Ich bin erst seit 23 Jahren im Tessin – weder besonders lang noch ganz kurz. Vielleicht nicht lange genug, um eine Perspektive auf die Vergangenheit zu haben, die mir, wenn ich ehrlich bin, oft nur durch die persönlichen Geschichten derjenigen vermittelt wurde, die das Theater in diesem Kanton geprägt haben, oder – etwas akademischer – durch meine eigenen Studien über die Instrumente, mit denen sich das künstlerische Tessin, das Tessin des Theaters, ausgestattet hat.
Aber andererseits könnte meine tiefgehende Kenntnis der italienischen Kultur von Nord nach Süd und ihres Theaterwesens mir einen Vorteil verschaffen, der meinem Schreiben einen Sinn gibt. Bevor ich auf die Einzelheiten der künstlerischen-theatralen Beziehungen zwischen diesen beiden Ländern (oder diesen beiden Grenzregionen) eingehe, lohnt es sich, die Beziehung und ach – die Ähnlichkeiten! zwischen dem Tessin und jenem Italien zu beschreiben, das ich bewusst das „große Mutterland“ nenne.
Die Geschichte in Kürze: docet
Ich greife zwei Beispiele heraus, um in wenigen Zeilen eine Art ‚Kurzfassung‘ der Beziehungen zwischen...
