Tessin – wo Dinosaurier sich treffen
Eine Zeit des Generationswechsels im Tessin?
von Alan Alpenfelt
Erschienen in: Arbeitsbuch 2025: diversité suisse – landscapes des zeitgenössischen theaters (07/2025)
Assoziationen: Schweiz

Wenn das Theater auf den großen Bühnen der Welt stets ein Ort war, wo man hören und sehen konnte, wie narrative Körper sich mit den menschlichen Dilemmata auseinandersetzten, was verraten uns dann Dinosaurier, Drachen und Eisbären über die Geschichten, die aus einer kleinen, idyllischen Voralpenregion hervorgehen, bekannt als Ruhestätte von Hermann Hesse und für ihre Postkarten, auf denen Palmen und schneebedeckte Berge nebeneinander zu sehen sind?
Als ich gebeten wurde, über das Theater aus der Perspektive der italienischen Schweiz zu schreiben, hatte ich zwei Gedanken. Erstens würde ich mich auf mehrere Stimmen stützen wollen, um ein Bild von uns zu zeichnen. Zweitens wollte ich über die Schönheit und die Chancen der Mehrsprachigkeit schreiben, aber auch über die Schwierigkeit, innerhalb unserer Theaterarbeit eine gemeinsame Form der Kommunikation zu finden.
Da wir in einer Minderheitssprachkultur leben (etwa acht Prozent der Schweizer Gesamtbevölkerung sprechen Italienisch), stehen wir häufig vor der Frage, wie wir kommunizieren sollen. Sprache ist in unserem Theater eher ein Hilfsmittel, manchmal fehlt sie gänzlich. Dennoch haben die Darstellenden Künste der italienischen Schweiz ein internationales Publikum erreicht – indem sie es mit der Magie und epischen Körperlichkeit des Theaters von Finzi Pasca, mit dem Design und der immersiven, akribischen Dramaturgie der...