Anlass des Interviews war die Einladung von Frank Castorfs Hamburger Inszenierung von Brechts »Herr Puntila und sein Knecht Matti« zum Berliner Theatertreffen.
Im vierten Jahr der Castorf-Intendanz an der Volksbühne war Ivan Nagels berühmte Prognose, nach drei Castorf-Jahren sei die Volksbühne tot oder berühmt, eindeutig beantwortet. Schon damals drehte die These, der Erfolg der Volksbühne beweise, dass ihre Ästhetik zur Konvention erstarrt sei, die ersten Wiederholungsschleifen. Das Interview stand für die Beteiligten unter dem Eindruck des Todes von Heiner Müller im Dezember des Vorjahres.
Das Interview wurde im April 1996 geführt.
Die Interviewer waren Rüdiger Schaper und Peter Laudenbach.
Frank Castorf, Sie wurden wie schon im letzten Jahr mit einer Inszenierung aus Hamburg zum Theatertreffen eingeladen, dieses Jahr mit Brechts »Herr Puntila und sein Knecht Matti«, letztes Jahr mit Elfriede Jelineks »Raststätte« – nicht mit einer Berliner Arbeit. Inszenieren Sie als Gastarbeiter in Hamburg besser?
Ich glaube, die Einladung hat einen erzieherischen Hintergrund. Ich soll an der Volksbühne so schönes Theater machen wie Frank Baumbauer [Intendant Deutsches Schauspielhaus Hamburg, 1993 – 2000] in Hamburg. Aber da ich mich nicht über »Theater heute« oder über das Theatertreffen definiere, sondern über die Arbeit, wie sie mir hier Spaß macht, kann ich damit...