Als ich nach dem Studium direkt ins Berufsleben einstieg, musste ich gleich zu Beginn meines Engagements eine Partie übernehmen, die ich noch nie gesungen hatte und die ich in kürzester Zeit einstudieren musste. Gleichzeitig und ebenso kurzfristig erfuhr ich, dass ich in einem Konzert singen sollte. Ich fühlte mich sofort überfordert, weil ich an der Bayerischen Theaterakademie August Everding immer genügend Vorbereitungszeit hatte. Ich habe mit meiner Gesangslehrerin, meinem Pianisten und anderen Lehrenden immer sehr gründlich an meinen Partien gearbeitet und wusste im Voraus, was ich zu tun hatte. Daher war es für mich zunächst eine Herausforderung, auf Knopfdruck funktionieren zu müssen. Ich hatte das Gefühl, dass mir jegliche Kontrolle über meine Vorbereitung genommen und von mir erwartet wurde, plötzlich ganz anders zu funktionieren. Ich konnte nicht mehr ‚das‘ Modell anwenden, dem ich bis dorthin gefolgt war.

Genau das ist aber das Schöne an meinem Beruf. In den vielen Jahren meiner Tätigkeit habe ich meine Methoden ständig geändert, habe gelernt, dass es nicht den einen Weg gibt, um zu einem Ergebnis zu kommen. Dass jede Situation, jede Partie, jede Bühne anders ist. Auch jede Lebensphase ist anders und das Üben und Vorbereiten kann so, so oder so aussehen. Ich habe...