Auftritt
Deutsch-Sorbisches Volkstheater Bautzen: Dorf unter Stress
„Schierzens Hanka. Aus dem Leben der katholischen Sorbin jüdischer Herkunft“ von Esther Undisz nach Jurij Koch – Regie Esther Undisz, Bühne Tilo Staudte, Kostüme Katharina Lorenz
Assoziationen: Sachsen Theaterkritiken Deutsch-Sorbisches Volkstheater Bautzen
Das Theater Bautzen feiert ein doppeltes Jubiläum: seit 1948, seit fünfundsiebzig Jahren, gibt es ein sorbisches Theater, das 1963 mit dem deutschen Theater der Stadt zum Deutsch-Sorbischen Volkstheater zusammengelegt wurde. Zur Feier gönnt man sich eine deutsche Erstaufführung: „Schierzens Hanka“. Esther Undisz hat es nach einer Erzählung von Jurij Koch für die Bühne umgeschrieben und führt auch Regie.
Es geht um das jüdische Mädchen Anna Schierz. Ihre Mutter Gertrude bringt das uneheliche Kind im Jahr 1918 in einem sorbischen Dorf zur Welt. Es wird an Adoptiveltern, das Geschwisterpaar Schierz, abgegeben. Annas Großvater führt eine Kleiderfirma in Dresden und will keine Schande auf Familie und Firma laden. Anna, die im Dorf Hanka heißt, wird katholisch erzogen und trägt sorbische Tracht. Trotzdem scheint sie sich ihrer jüdischen Wurzeln bewusst: zur Firmung, 1934, wählt sie den Firmnamen Esther. Das fällt auf. Im „Dritten Reich“ leidet sie zunehmend unter dem Nationalsozialismus. Ab 1942 ist sie verschollen. Vermutlich wurde sie verhaftet und 1943 ermordet. So steht es auf dem Stolperstein in Horka, wo sie lebte, dem einzigen in sorbischer Sprache.
Esther Undisz erzählt Hankas Geschichte in chronologischer Reihenfolge nach. Es ist eine große Produktion mit 15 Schauspielerinnen und Schauspielern. Dazu kommen vier Musiker, die zwischen...
Erschienen am 5.12.2023
