Zurück in Zürich
von Peter Michalzik
Erschienen in: 100 Jahre Theater Wunder Schweiz (11/2020)
Die politische Stimmung, von der das Schauspielhaus abhing, war 1950 schon deutlich. Unter Wälterlin wurde eine „Dreigroschenoper“ abgesagt, Antikommunismus wurde Vertragsbestandteil. Die Geschichte der Direktoren (es waren tatsächlich nur Männer) des Zürcher Schauspielhauses nach Wälterlin, also nach 1961 und bis 2000 erscheint dagegen bedeutungslos und marginal. Sie kann umständlich erzählt werden, von der kurzen Weiterführung von Wälterlins Bewahren unter Hirschfeld, dem eigentlichen Denker der grossen Zeit. Hirschfeld begann seine kurze Direktion mit den Uraufführungen von „Die Physiker“ und „Andorra“, konnte die sensationellen Erfolge aber nicht wiederholen, drei Jahre später war er tot.
Hirschfeld, sagt zum Beispiel Werner Düggelin, sei ein grossartiger Mann gewesen, aber man warf schon ihm vor, er zelebriere nur die Vergangenheit. Während seiner Direktion weigerte Hirschfeld sich, Rolf Hochhuths „Stellvertreter“ aufzuführen. Ein Stück, das nach dem Gefühl vieler ans Schauspielhaus gehört hätte, das Hirschfeld aber schlicht zu schlecht fand. In Basel, nach 1945 ohnehin die progressivere Bühne, wurde es selbstverständlich gezeigt.
Unter Leopold Lindtberg wurde das Schauspielhaus endgültig zu der Star- und Leistungsbühne, die es nie und doch auch sein wollte. Man warf ihm Geldverschwendung vor. Es zehrte von seinem Mythos und der Betrieb schnarchte auf einem eingefahrenen Gleis hochaktiv vor sich hin. Sodass es sogar den...