Laila Nielsen: Verliebt in das empfundene Wir
Was wäre, wenn ich mich in Burkina Faso schwerstens verliebt hätte und dadurch meinen ganzen Aufenthalt dort durch eine rosarote Brille sehen würde und alles für mich so gewesen wäre: Wir begegnen uns vom ersten Tag an mit Herzlichkeit und Offenheit! Wir stürzen uns mit Lust und Neugier in die Arbeit. Wir lachen gemeinsam über unsere Unterschiede genauso wie über entdeckte Gemeinsamkeiten. Wir überwinden sprachliche Barrieren in kürzester Zeit. Wir wärmen uns jeden Tag mit Theaterspielen auf, die universell zu sein scheinen, und kugeln uns dabei vor Lachen und Spaß aneinander. Wir stellen fest, dass eine Vertrautheit da ist, die uns ermöglicht, auch schwierige Themen anzusprechen und darüber offen zu reden. Wir lachen miteinander, wenn eine/einer von uns sich beim Tanz zu afrikanischem Rhythmus ungeschickt anstellt, wenn Essensgewohnheiten merkwürdig erscheinen und die Sprache manchmal zu einem Krautsalat wird. Wir lachen miteinander, wenn wir Fehler machen, und freuen uns über neu Entdecktes. Wir gehen teilweise nebeneinander, wir als Schneehasengäste und sie als Bewohner dieser Stadt, und das ist in Ordnung so. Wir gehen miteinander und nähern uns gemeinsam dem Thema des Projekts, das uns allen fremd ist. Wir sind betroffen und schockiert über die...