Etwas über Gedärme, Melonen und Kleeblätter
Laudatio auf ein Trio mit Hirtenhund (2011)
von Mark Lammert
Erschienen in: Rot Gelb Blau – Texte zum Theater (10/2019)
Glück
Aus den Gedärmen soll die Sprache kommen, die Gedärme sollen sprechen. Das meint nicht nur Dimiter Gotscheff, aber er meint es wirklich so – so scheint es. In Epidaurus 2009, dem Ort, von dem Gotscheff behauptet, dort seinen tiefsten Atem gehabt zu haben, waren Samuel Finzi, Wolfram Koch und Almut Zilcher nicht anwesend. Aber die zweite Inszenierung der „Perser“ zeigte ihre Präsenz, schien mir, nirgendwo so deutlich wie ebendort. Ihre Abwesenheit war ein hoher Grad an Anwesenheit.
Man kann es auch so sagen: Margit Bendokat, Samuel Finzi, Wolfram Koch und Almut Zilcher hatten ein Modell geschaffen, von dem sich abzustoßen lohnte, oder: Sie haben etwas geschaffen, auf das aufzubauen lohnte.
Denn in den Berliner „Persern“ von 2006 in Heiner Müllers Übersetzung von 1990, diesem Juwel des Mauerfalls, treten die Genannten zum einzigen und zum ersten Mal in ihrer reinsten Konzentration auf, zumal wenn man die Preisträgerin des letzten Jahres Margit Bendokat mit einbezieht. Es war die Arbeit, die den Familienbegriff, der recht eigentlich der Begriff von einer Schauspielertruppe ist, auf einen Kern reduziert, der ein Glutkern ist und eine kontrollierte Kernspaltung auch.
Sonst ist Dimiter Gotscheffs Ideal eher mit den Worten, die ein Dichter vor seinem Tod 1995 benutzt...