Das Theater leben: DIE HANDLUNG
73 Meditation II. 1970
von Julian Beck
Erschienen in: Das Theater leben – Der Künstler und der Kampf des Volkes (05/2021)
Die Philosophie des klassischen Theaters schlug den lebendigen Frauen und Männern ins Gesicht. Immer wieder. Schon das Konzept Schicksal, diese fächerförmige Hand des Schicksals, hat uns davon abgehalten zu tun, was notwendig gewesen wäre. Die Ästhetik der fünf Akte wurde hochgehalten, damit es sich anfühlte, als wären wir der Willkür der Reichen und dem Tod ausgeliefert.
Die Dichter trüben alle ihr Gewässer, dass es tief scheine, sagt Zarathustra. Und ich stimme dir zu, Zarathustra, das gilt für geschriebene Poesie, aber nicht für das Leben als Poesie, weder für deins noch für meins.
Ich dachte, du seist der Größte an Schuld und Ruhm, dabei bist du ein Zwerg, und auch du, James Joyce, mit deiner zweifelhaften Theorie der wiederkehrenden Geschichte, bist nichts als ein Zwerg.
Literatur und ihre Auszeichnungen und Bibliotheken: Teil des Versuchs, Spiele zu erfinden, die den Tod kaschieren.
Alle großen Stücke endeten damit, dass jemand stirbt. Lobpreisung des Todes. Weil die Sterbenden auf das fokussiert sind, was passiert. In diesen Stücken ist der Tod der Weg eines Einzelnen. Sobald Theaterstücke sich aber an der Gesellschaft orientierten (19. Jahrhundert), endeten sie nicht mehr nur mit dem Tod. Während der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert ging es nicht mehr um...