Einmal im Jahr wird Melchingen, ein Dorf auf der Schwäbischen Alb mit knapp eintausend Einwohner*innen, zu „Klein-Berlin“. Dann erklärt der gleichnamige Narrenverein den Ausnahmezustand und Hexen, Bären und Teufel ziehen durch die Straßen. Außerhalb der Saison ist der Vergleich mit der Hauptstadt nicht so offensichtlich. Zur kulturellen Szene Melchingens gehören Kirchenchor, Blaskapelle, Gartenbauverein – und seit 1981 das Theater Lindenhof. Das mehrfach preisgekrönte Theater erhält für seine engagierte Kulturarbeit mittlerweile bundesweit Aufmerksamkeit. Zum Gespräch mit Intendant Stefan Hallmayer und PR-Chefin Simone Haug betritt man eine Baustelle: Nach vielen Jahrzehnten des langsamen Wachsens erlebt das Theater einen ordentlichen Investitionsschub. Zum ersten Mal seit über dreißig Jahren wird es ein Foyer für das Publikum geben, das seine Pausen fortan nicht mehr im Kalten verbringen muss. Und auch für die Künstler*innen wird es angenehmer: Ihr Weg auf die Bühne führt nicht mehr wie bislang bei Wind und Wetter über eine Außentreppe von der Garderobe auf die Bühne. Dem Theater ist anzumerken, dass es vom improvisierten Ort zur festen Größe geworden ist.
Wieso unbedingt Theater auf dem Land? Warum kauft man ein Gasthaus auf der Schwäbischen Alb und macht eine Scheune zum Theaterraum?
Stefan Hallmayer: Unser Theater wurde in einer Zeit gegründet, in der...