Diskurs
Leitungswechsel in Leipzig
Die Belegschaft des Schauspiel Leipzig fordert Mitbestimmung bei der Auswahl der Nachfolge des Intendanten Enrico Lübbe ab der Spielzeit 2027/28
von Lara Wenzel
Assoziationen: Debatte Sachsen Enrico Lübbe Schauspiel Leipzig
Erschienen am 15.7.2025
Nicht nur die Kunst, auch ihre Produktionsweise ist politisch. Während in der Freien Szene niedrige Hierarchien und kollektiv Arbeit gefordert und häufig auch umgesetzt werden, zeigen sich die städtischen Theater behäbiger. Ihre Struktur hat sich im letzten Jahrhundert wenig verändert. An der Spitze leitet meist ein weißer Mann das künstlerische Geschäft und inszeniert die wichtigsten Positionen im Spielplan selbst.[1] Obwohl mehr Leitungsteams, Frauen und PoCs dieses Bild sehr langsam aufweichen, hält es sich doch hartnäckig. Dabei öffnet diese Machtkonzentration gerade in prekären Arbeitsverhältnissen Missbrauch Tür und Tor. Denn an wen soll sich die Belegschaft wenden, wenn der cholerische Regisseur gleichzeitig Intendant ist und über die Vertragsverlängerung gerade des künstlerischen Personals entscheidet?
Um zu vermeiden, diesem Machtdispositiv ausgeliefert zu sein, fordert die Belegschaft des Schauspiel Leipzig Mitbestimmung in der Auswahl ihrer nächsten Intendanz. Ab der Spielzeit 2027/28 übernimmt eine neue Leitung den Posten von Enrico Lübbe, der nach 14 Jahren das Haus verlässt. Nach dem Phasenmodell des Deutschen Bühnenvereins werden Mitarbeitende nur für die Vorbereitung der Ausschreibung einbezogen. In der Auswahl haben Personalvertreter:innen weder eine Stimme noch können sie ihre Erfahrungen mit Haus und Publikum einbringen. Darüber entscheidet in Leipzig eine Kommission, die aus der Bürgermeisterin für Kultur, Dr. Skadi...
Erschienen am 15.7.2025
