Zwei Jahre nach der Französischen Revolution, im Jahre 1791, wird im Rat des Departement Paris eine Debatte über die öffentlichen Bauwerke geführt. Der Abgeordnete Kersaint fragt, was ein Volk empfinden wird, das sich von vierzehn Jahrhunderten Tyrannei befreit hat, wenn überall die Plätze, Statuen und Triumphbögen der Unterdrückerzeit stehen und kein einziges Monument den Sieg der Freiheit feiert? Kersaint ging es 1791 um die Errichtung eines Monuments über den Ruinen der Bastille. Das erstürmte Gefängnis des Ancien Régime war zu großen Teilen abgetragen und in anliegenden Bauwerken verarbeitet worden. Über den Ruinen plante man ein Monument der Freiheit. Jeder sollte erkennen, wie sich über den Trümmern des Despotismus die Ordnung der neuen Gesetze erhob. Heute steht dort eine Siegessäule.

Gesellschaften, politische Systeme, Städte und Länder brauchen einen öffentlichen Raum: Plätze, Gebäude, Kunstwerke, Geschichten und Mythen, die die Funktion der Repräsentation übernehmen, die eine Gemeinschaft verbinden. Das gilt für Monarchien und Nationalstaaten, für die Bürger einer Stadt ebenso wie für eine totalitäre Herrschaft. Und das gilt auch für die modernen Demokratien. Immer handelt es sich dabei um ein Netz von Bedeutungen, das auf einer symbolischen Ebene ein System oder eine Gemeinschaft repräsentiert. Ein sehr gutes Beispiel dafür ist die Stadt Paris,...