„Mein Herz, ich suche immer noch nach den richtigen Worten – vergebens!“ Es gibt sie zu Abertausenden, die Briefe, die zwar geschrieben, aber nie abgeschickt wurden. Weil der Mut dazu fehlt, weil es dem Verfasser nur darum geht, die eigenen Gedanken zu ordnen, oder weil der Absender bereits tot ist; Gründe gibt es viele: „Ich kann schreiben und schreiben. Es hilft nichts.“ Oft stecken diese Briefe voller Larmoyanz, Selbstmitleid, Hass, Vulgärpsychologie, manchmal aber dringt berührende Trauer und große Liebe aus den Zeilen, die ihren Adressaten nie erreichen.
Diese nicht abgeschickten Briefe hat die junge kroatisch-schweizerische Autorin und Regisseurin Ivna Žic zum Inhalt eines Theaterabends auserkoren. „Briefe“ lautet sinnigerweise der Titel des Projekts, das im Rahmen des Förderprogramms für neue Schweizer Dramatik „Stück Labor Basel“ in der Studiobühne UG des Luzerner Theaters uraufgeführt wurde. Es handele sich um echte Briefe, schreibt das Theater, Briefe, die in einer großen Menge zusammengetragen, das heißt, dem Produktionsteam auf eine öffentliche Ausschreibung hin zugeschickt wurden – ein Panoptikum an abgewürgter Kommunikation, unerfüllten Gedanken und Sehnsüchten.
Ivna Žic stellt nun nicht die Verfasser dieser Briefe auf die Bühne, sondern greift zu einem Kunstgriff. Zu erleben ist eine Art Archiv der nicht zustande gekommenen Kommunikation, ein surrealer...