Praxis
Statt Stadt Land
Kleinere Welt, größere Banden
Erschienen in: ixypsilonzett sommerheft 2025: Schule und Theater: Orte der Demokratie? (06/2025)
Assoziationen: Sachsen Thüringen Theaterpädagogik

Ich sitze am Rand eines jeansblauen Sofas. Es quietschte bereits in Leipzig. Als Sitzmöglichkeit diente es damals weniger oft, umso häufiger als Trampolin. „Nein! Lass das! Irgendwann fliegst du noch runter! Es geht kaputt!“ – Das innerste Zwicken und Knarzen der Altlasten bleibt, die wehmütigen Erinnerungen, das ängstliche Kind in meiner stolzen Vaterseele, die Launen eigener Unzulänglichkeiten, das stets unvermittelte, hinterhältige Rückenstechen all der persönlichen Vergangenheiten. Immer bleibt etwas, wenn man geht, gleichsam schön wie schmerzhaft. Wenn sich der rechte Mundwinkel hebt, tränt das linke Auge. Doch wenn ein Mundwinkel sich hebt, ist das erfahrungsgemäß immerhin das, was wir Glück nennen dürfen. Dann nimmt das kreative Potential einer Melancholie den Platz der bloßen Schwere ein. Und das ist dann eine, wenn nicht die Möglichkeit der Geburt von Kunst. Vermutlich fand sich jener hypothetische Vorfahr in ebenjenem emotionalen Zwielicht, der, nach einer Idee von Fluxus-Künstler Robert Filliou, im Jahre 998.037 vor Christus einen Schwamm in einen Eimer mit Wasser warf und damit die Kunst gebar und mit ihr diesen allzu oft vernachlässigten, dabei so heilsamen Teil des menschlichen Wesens. Die Idee ist simpel, etwa eine bewusste Entscheidung für die ästhetische Dimension im Alltäglichen. – Nach Joseph Beuys wird eine Kartoffel zu...