Weiter mit Auge
von Peter Michalzik
Erschienen in: 100 Jahre Theater Wunder Schweiz (11/2020)
Zurück und hinauf zum Gotthard fliegt nun, mit einer Zürcher und Asconeser Abschiedsträne im Winkel, das Auge. In den kommenden Jahren wird dieser Gotthard als Schweizer Zentralpunkt eine verklärende Re-Mythisierung erfahren, wir werden noch davon hören. Aber hier und jetzt, hoch oben in den Bergen, ist davon selbstverständlich wenig zu spüren und unser Auge fliegt von der Quelle des Rheins am Tomasee ein paar Kilometer hinüber zur Rhône-Quelle am Gletscher.
Dann am Lauf des Flusses hinab, vorbei an den theaterfreien Städten Sierre und Sion, wieder hin zum Genfer See und am Nordufer über Montreux nach Lausanne. Dort zeigte das (bis 1900 vollkommen unsubventionierte) Casino Théâtre oder Théâtre de Georgette (heute Opéra) vor allem Gastspiele aus Paris. Dichtung von Schweizer Autoren gab es nicht. 1918 allerdings war hier die „Histoire du Soldat“ des Waadtländers Charles-Ferdinand Ramuz mit der Musik von Igor Strawinsky (dt. von Hans Reinhart) uraufgeführt worden.
Es ging weiter über Morges und Nyon zurück nach Genf. So also hätte das Auge das Land einmal im Kreis umflogen, ein Land, von dem es immer heisst, gerade wenn es um das Theater geht, dass es in Westen, Osten und Süden getrennt sei, dass es wegen der Sprachen unterschiedlich und disparat sei....