Das Theater leben: DIE HANDLUNG
120 Arbeitsbuch Notizen: Wörtlicher Bericht. Probe #151
von Julian Beck
Erschienen in: Das Theater leben – Der Künstler und der Kampf des Volkes (05/2021)
ARBEITSBUCH NOTIZEN: WÖRTLICHER BERICHT. PROBE #151
Ouro Preto, Brasilien, 4. April 1971:
Andrew Nadelson:
Judith, als du über Masochismus und Altruismus sprachst, hast du von Erotischer Politik gesprochen, und als wir über die Sozialstruktur sprachen, fragten wir uns, welche Alternative wir den Leuten auf der Straße bieten. Um den Leuten auf der Straße klarzumachen, wie mächtig sie sind, müssen wir uns in ihre Macht begeben: Das ist masochistisch: Ihre natürliche Reaktion wird sadistisch sein.
Judith:
Genau. Es geht darum: In der Aufführung muss man sie in diesem Moment packen und auf die Erotik stoßen, das ist der Trick: Wenn wir zulassen, dass die Leute Macht über uns haben, sind wir verletzlich, und darauf reagieren sie normalerweise sadistisch; an dem Punkt, an dem sie sadistisch werden, müssen wir sie zu einer erotischen Handlung verleiten. Wenn der Sklave Herr wird, wird er sadistisch und rachsüchtig. Das muss man ins Erotische wenden.
Birgit Knabe:
Das Wort erotisch stört mich.
Steven Ben Israel:
In der wahren Essenz des Wortes bedeutet Erotik, Gott nahe zu sein. Die neurotische Gesellschaft verdrängt das Erotische und pervertiert es.
Birgit Knabe:
Ich glaube, der Name Eros wird auf unserm Planeten falsch verwendet: War Aphrodite nicht eifersüchtig auf ihn, hat...