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Kunst
Vom Ende der Zeiten
Erschienen in: Theater der Zeit: Nüchterner Rausch – Der Schauspieler Steven Scharf (04/2013)
Douglas Gordon wurde mit Videoinstallationen über Ikonen des Gruselkinos bekannt – wie „Psycho“ von Hitchcock oder „Der Exorzist“ von Friedkin. Auch seine eigenen Filmproduktionen zeugen von düsterer Ausweglosigkeit und Bitternis, unvergesslich in „Feature Film“ (1999), wo dem heute 46-jährigen Künstler aus Glasgow eine herausragende Interpretation von Hitchcocks „Vertigo“ gelang. Gordon ließ vom Orchester der Opéra National de Paris die Filmmusik neu aufführen und filmte aus verschiedenen Perspektiven Gesicht und Hände des Dirigenten. Heraus kam ein Konzentrat an eigenen Gesten und mimischen Ausdrucksformen jenseits des Drehbuchs.
Dass es mehr als einen mitreißenden Plot in Filmkunstwerken geben kann, haben seine Arbeiten analytisch wie filmästhetisch immer wieder thematisiert. In seiner neuen Ausstellung in der Galerie BlainSouthern in Berlin ist das aktuell nachzuvollziehen. Zu sehen sind Filme und Videoinstallationen, die auf seinen Reisen nach Tanger und Marrakesch entstanden und zu einer Werkgruppe zusammengefasst sind. Anders als in unüberschaubaren Medienräumen früherer Ausstellungen ist die Dramaturgie hier linearer, aber genauso von suggestiver Verlorenheit geprägt. Gordon verwendet Motive, die den Zuschauer in Staunen und Schrecken versetzen, Schlangen und Skorpione zum Beispiel. Sie erzeugen den Eindruck vom Ende der Zeiten ganz ohne technische Zaubertricks. Die zentralen Arbeiten der Ausstellung sind „Full Circle“ und „Sharpening Fantasy“ aus dem vergangenen...