Neue Tendenzen in der Westschweiz
von Peter Michalzik
Erschienen in: 100 Jahre Theater Wunder Schweiz (11/2020)
Zum Abschluss noch ein paar Personen, Tendenzen, Entwicklungen: Die Auswahl ist auch hier notgedrungen subjektiv. Seit 2016 gibt es bei den Festspielen von Avignon, dem Zentralereignis des französischsprachigen Theaters, eine „Sélection suisse“. 2019 etwa waren in Avignon aus dem Schweizer Theater vertreten: François Gremaud, Aurore Jecker, Dorian Rossel und Trân Tran. Ausserdem die Tänzer Marcel Schwald und Chris Leuenberger sowie das Duo Delgado Fuchs. Man müsste sie und noch viel mehr zeitgenössische Theatermacher aus der erstaunlich reichhaltigen und vielfältigen Romandie hier vorstellen.
Beschränken wir uns auf Maya Bösch, Émilie Charriot, François Gremaud, Massimo Furlan, Marc Oosterwold, Oscar Gómez Mata und Yan Duyvendak, um einen Eindruck des zeitgenössischen Theaters in der Romandie zu geben. Duyvendak, ein Grenzgänger, beschäftigt sich mit interventionistischer, installativer, politischer Performance. Er arbeitet oft mit Sprache und versucht einen unverschränkten Blick auf die sozialen Realitäten. Auch Maya Bösch, in Zürich geboren, Schweiz-Amerikanerin, macht vor allem in Genf, wo sie ihre eigene Gruppe gegründet hat, politisches, sprachaffines Theater, gleichzeitig emotional und expressiv. Émilie Charriot schloss erst 2012 die Manufacture ab, die gemeinsame Ausbildungsstätte der Romandie. Schon die erste Inszenierung „King Kong Theory“ nach Virginie Despentes war ein enormer Erfolg. Charriot hatte in Lausanne zunächst im Arsenic gearbeitet, heute ist...