Die Pfeffermühle und das politische Kabarett
von Peter Michalzik
Erschienen in: 100 Jahre Theater Wunder Schweiz (11/2020)
Ein frühes Opfer der Kampagnen gegen politisches Theater war Erika Manns Kabarett „Die Pfeffermühle“. Zunächst wurde es in Zürich und dann bei einer Tournee auch in der Schweiz enthusiastisch begrüsst. Bereits im März 1933 war Mann von München nach Zürich umgesiedelt, ein paar Tage später folgte auch Therese Giehse, schon am 30. September trat „Die Pfeffermühle“ das erste Mal im Gasthaus Zum Hirschen auf und die umjubelte Tournee führte im November und Dezember durch Basel, Bern, Schaffhausen, St. Gallen und Winterthur. Die meisten Besucher fanden, das habe Niveau. Linken Kreisen war es zu wenig politisch bzw. antifaschistisch. Doch der Erfolg war gross, Anfang 1934 stand bereits ein neues Programm, wieder gab es eine Tournee durch die Schweiz. Dieses zweite Programm hiess „Kaltes Grauen“ und endete mit dem Lied von der Kälte. Gesungen wurde es von Erika Mann im Pierrotkostüm, gemeint war die Kälte der Gleichgültigkeit. Therese Giehse sang im rosafarbenen Babykostüm mit Germania-Blondhaar das noch berühmter gewordene Lied von der Dummheit. Gemeint war die Dummheit, die sich an sich selbst berauscht.
Im Sommer folgten eine Hollandtournee und ein Gastspiel auf dem Monte Verità, wo ein drittes Programm erarbeitet wurde. Dieses Programm war politischer und expliziter als die vorhergehenden, hiess „Lauter...