Das Theater leben: DIE HANDLUNG
88 Techniken für Konfrontationspolitik: New York City 1969
von Julian Beck
Erschienen in: Das Theater leben – Der Künstler und der Kampf des Volkes (05/2021)
Ich arbeite. Nichts passiert. Ich arbeite. Nichts passiert. Was habe ich heute gegessen, wie geht es meinem Kopf, ist er erschöpft, ist er nass, bin ich abgelenkt, weil C weg ist oder weil J tot ist? Unter welchen Bedingungen entsteht das kreative Ereignis?
Die Frage: Was sind die besten Bedingungen für ein kreatives Ereignis?
Die Antwort: Wenn ich mich rasiere? Wenn ich scheiße? Wenn ich U-Bahn fahre? Wenn ich in einem Gespräch über den Mord an Ben Barka einschlafe, oder über The Who, oder darüber, wie man ein Stück über den Untergang Venedigs machen könnte? Oder wenn ich zum 606ten Mal die Basisinformation runterleiere, dann kommt sie geflattert, unangemeldet, geheimnisvoll, ach so war das, und die schöpferische Idee fliegt wie ein Vogel in meinen Kopf. John Cage.
Kein Rezept, wie man den kreativen Durchbruch erreicht. Ein physischer Vorgang, über den man wenig weiß. Theta-Wellen? Bis es uns gelingt, die Kapazität unseres Gehirns zu vergrößern, werden wir kaum wissen, welche Kraft die Blume durch ihre grüne Zündschnur antreibt.
Ich probe, ich spiele, manchmal schwingt es, manchmal nicht. Nach Formeln suchen, damit es so bleibt, so intensiv. Kennt sie jemand? Nein. Wie schön, sie nicht zu kennen: grenzenlose Grenzen: das Geheimnis...