Der verliebte Partisan
Erinnerungen an Dimiter Gotscheff (2016)
von Mark Lammert
Erschienen in: Rot Gelb Blau – Texte zum Theater (10/2019)
„… Mein Standpunkt ist sehr egoistisch. Ich möchte, daß die Welt sich nicht verändert – aber achten Sie genau auf die Art, in der ich es sage –, damit ich mir erlauben kann, gegen die Welt zu sein …“
Jean Genet1
Das Fremde
Auf seinem Grab liegt der älteste Stein der Stadt. Dort, wo das, was von seinen Gedärmen geblieben war, zum Liegen gekommen ist.
Was er jedem und überall kundtat: dass seine Gedärme sprächen. Und dass die der anderen es ihm gleichzutun hätten.
Er war in sich aufgehoben. Zum Aufheben muss man sich bücken. Er riss – ein Suchen gehört dazu – vierblättrige Kleeblätter aus. Man konnte dies beobachten, wenn er sich unbeobachtet fühlte. Er war in der Lage zu glauben, da etwas gefunden zu haben. Zuletzt hörte ich von ihm, dieses 13. Jahr sei kein Kleeblatt-Jahr für ihn.
Dem zu widersprechen war in diesem Moment nicht möglich.
Alles nicht Gespielte sollte allein gelassen werden.
Gehört von ihm hatte ich schon vorher. In der ersten Hälfte der siebziger Jahre. Der Architekt Hermann Henselmann besaß eine umfangreiche Sammlung amerikanischer Kriminalromane, aus der ich mir welche auswählen durfte. Vor allem lieh ich mir die Krimis von Rex Stout aus, in...