Das Theater leben: DIE HANDLUNG
69 Meditationen über Theater I
von Julian Beck
Erschienen in: Das Theater leben – Der Künstler und der Kampf des Volkes (05/2021)
Das Living Theatre funktioniert so, sagt Judith, dass jedes Mitglied eine andere Idee davon hat. Dann lassen wir einander tun, was wir tun wollen, um diese Vision zu entwickeln. Bis zu diesem Grad ist das Living Theatre so, wie es meiner Auffassung nach sein soll, auch nach der Auffassung von Roy Harris und Carl Einhorn. Und wenn wir diese Vision nicht mehr mögen, gehen wir, egal ob sie erfolgreich ist oder nicht. Ich lege alles in diese Vision hinein. Ich stelle mir vor, dass es jeder so macht. Und wenn es so läuft, bin ich nicht autoritärer, habe ich nicht mehr Autorität als die anderen.
In der Gemeinschaft gibt es ständig Probleme, Konflikte und Gebrechen. Die Gemeinschaft ist durch eine Liebe vereint (verwoben), die sich ständig zeigt in herzlicher Zuneigung und Körperkontakt. Wir haben an unseren sexuellen Hemmungen gearbeitet, versuchten sie zu mildern. Aber wir sind eher ein Symbol für sexuelle Freiheit als ihr lebendiges Beispiel. Aber auch die Kraft dieses Ziels überträgt die Botschaft.
Die Arbeit ist das Zentrum. Solange sie erledigt wird. Alles andere ist sekundär. In der Arbeit liegt die Souveränität. Aber die Arbeit darf jederzeit einem anderen Bedürfnis geopfert werden, das sich womöglich in den Vordergrund...