Die Freie Szene
von Peter Michalzik
Erschienen in: 100 Jahre Theater Wunder Schweiz (11/2020)
Hier ist noch einmal ein Exkurs vom Schauspielhaus in die freie Szene notwendig. Bis Ende der siebziger Jahre gab es in Zürich die Oper, die Tonhalle, das Kunsthaus und das Schauspielhaus. Dazu die Theater am Hechtplatz und Neumarkt. Seit 1973 liefen Vorbereitungen zu dem, was dann die Gessnerallee wurde. Nach den Opernkrawallen bekamen viele der freien Gruppen in der Stadt, Theater und nun auch Tanz, städtische Förderung. In der kulturpolitischen Gründerzeit der achtziger Jahre wurde dann auch die Gessnerallee erdacht, institutionell entwickelt und gegründet. Im Herbst 1989 wurde ein dreijähriger Probebetrieb aufgenommen, der definitive Spielstart war 1993.
Die freie Szene suchte und fand neue ästhetische, inhaltliche, formale und institutionelle Wege. Das erforderte auch einen Ort und den gab es in Zürich in der Gessnerallee. Das, was einst spontan entstanden war als Rote Fabrik, wurde nun systemtisch von der städtischen Kulturpolitik entwickelt, zusammen mit einer Szene, die sich bereits etabliert und professionalisiert hatte. Ausgehend von einem neuen Kulturbegriff, der Kultur als „Investition in die Gesellschaft“ versteht. Daraus entstand dann das Haus, das für einen Teil der internationalen Szene, für viele Schweizer und Zürcher Künstler heute unverzichtbar ist. Der alte Konflikt international versus lokal, der die Kultur so lange beschäftigt und geprägt...