Auftritt
Schauspiel Leipzig: Immer klingelt das Telefon
„Antonius und Kleopatra. Eine Shakespeare-Installation im Kolonialstil“, ein Projekt von Claudia Bauer, Teresa Schergaut und Patrick Isermeyer – Regie Claudia Bauer, Bühne & Kostüme Andrea Auerbach, Musik Alexander Dorn, Live-Kamera Fabian Polinski
von Thomas Irmer
Assoziationen: Theaterkritiken Sachsen Claudia Bauer Schauspiel Leipzig
Shakespeare-Installation meint hier, dass das kaum zu bändigende (und höchst selten aufgeführte) Antiken-Monumentalstück so eingerichtet wurde, dass es mit nur drei bis fünf Figuren für zwei Spieler:innen funktioniert, je nachdem ob man eine Puppe und eine Off-Figur dabei mitzählt.
Zu Beginn jedoch lässt Claudia Bauer mit Teresa Schergaut und Patrick Isermeyer parodieren, was Theatern in der Zukunft verbindlich bevorstehen könnte: Sie versichern einander und dem Publikum, alle eventuellen Beleidigungen zu unterlassen, einen Test auf Geschlechtskrankheiten nachweisen zu können und Sex-Szenen nur so zu spielen, wie mit dem Intimacy-Coach abgesprochen. Die beiden treten dafür in Bademantel und -latschen vor und beginnen dann, sich vorsichtig die Körper abzutasten, als eine Art physischer Prolog, denn körperlich wird es bis zum Extrem.
Shakespeares Breitwand-Drama ist hier also Kammerspiel, und Andreas Auerbach hat dafür ein Häuschen im römischen Portalstil gebaut, das auf einem Drehsockel bewegt wird, so dass zwischen einer Wohn- und einer Bad-/Toiletten-Ansicht hin und her gewechselt werden kann. Der Eindruck des Klaustrophobischen verstärkt sich noch, wenn man bedenkt, dass zwischen den Handlungsorten Rom und Alexandria ein ganzes Meer liegt. Nachrichten aus der Ferne und zahlreiche Botenberichte werden durch altmodische Festnetztelefone übermittelt, so dass Antonius und Kleopatra nahezu von der gesamten antiken Welt umgeben...
Erschienen am 19.4.2023
