Das Theater leben: DIE HANDLUNG
108 Das Theater ist das Hölzerne Pferd
von Julian Beck
Erschienen in: Das Theater leben – Der Künstler und der Kampf des Volkes (05/2021)
MEDITATION ÜBER SELBSTVERTEIDIGUNG. FRAGEN. 1971
Erst einmal müssen wir sicher sein, dass es sich um Selbstverteidigung handelt und nicht um Aggression, die sich als Selbstverteidigung tarnt.
Einen außergewöhnlichen Fall dürfen wir nicht betrachten, als sei er die Norm: Der Verrückte will das Baby töten, was tust du? Du versuchst dein Leben so zu leben, dass du in einem solchen Moment das Gute tust – (Was ist das Gute? Was ist das Richtige?) –; oder du versuchst, den Verrückten zu überwältigen, ohne ihn zu töten; vor die Wahl gestellt, den Verrückten zu töten (wer ist der Verrückte?) oder zuzulassen, dass er das Baby tötet, tust du entweder nichts oder du tötest den Verrückten. Mit einem so außergewöhnlichen Fall darf man gewalttätige Angriffe und Vergeltungsmaßnahmen aber nicht entschuldigen.
Und was ist mit Bomben werfen? Wäre das Selbstverteidigung, wenn man bedenkt, dass die etablierten Kräfte uns umbringen?
Terrorismus als Selbstverteidigung?
Zögern wir, weil wir verbürgerlicht sind? Korrupte Moral der Bourgeoisie?
Kreatives Handeln, das den Zyklus der Gewalt unterbricht, es immerhin versucht, ein Luxus derer, die zu essen haben?
Sind wir verantwortlich für das, was wir denken?
Oder ist es fraglich, inwieweit wir für unsere bourgeoisen (ausbeuterischen) Gedanken und Seelen verantwortlich sind? Wenn die...