Das Theater leben: DIE HANDLUNG
110 Die Theatralisierung des Lebens
von Julian Beck
Erschienen in: Das Theater leben – Der Künstler und der Kampf des Volkes (05/2021)
AUS 2 KONVERSATIONEN ÜBER REVOLUTIONÄRE THEORIE
JM: Ist es nicht klar. Zum Beispiel,
dass sich Studenten für Anarchismus begeistern
weil die Poesie des Anarchismus
wahrhaftig klingt.
Und sie haben recht.
Aber die Menschen die ihr Brot
im Schweiße ihres Angesichts verdienen
können die Poesie nicht fassen
weil sie immer
auf schwankendem Boden gehen,
weil Anarchismus und seine Poesie
zu riskant erscheinen.
Sie wissen nicht ob sie da draußen zurechtkämen.
Sie brauchen die Poesie der Sachlichkeit.
Die muss ihnen jemand geben.
auf eine Art, die diesen Jemand nicht
Zum Anführer macht.
Aber wir sind konditioniert
einem Anführer zu folgen.
JB: Eine Gesellschaft, die unsicher ist
schafft ein
psychisch labiles
Volk, das jemanden zum Anlehnen sucht.
kann ein Gruppe
eine Zelle,
früher nannten wir das
Kongress,
solche Klarheit schaffen.
Natürlich
scheuen die Anarchisten solch ein Projekt,
weil sie möglichst viel Raum
brauchen
für Spontaneität.
Die Leute
sind spontan
wenn sie die große Leere nicht fürchten,
wenn sie sich, wie Schauspieler beim Improvisieren,
über den Zweck im Klaren sind.
JB: Unsre Forschung hat uns Folgendes gelehrt:
Wenn wir Paradise Now als freies Theater spielten,
waren wir am freiesten,
wenn der Zweck vollkommen klar war
und wenn wir den Zweck erfüllt hatten,...