Theater der Zeit

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Grußwort der Präsidentin der Republik Malawi

Erschienen in: Recherchen 106: Theater in Afrika – zwischen Kunst und Entwicklungszusammenarbeit – Geschichten einer deutsch-malawischen Kooperation (09/2013)

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Es ist mir eine große Freude, Worte des Grußes für diese Publikation übermitteln zu können. Denn dieses Buch ist mehr als eine Dokumentation über ein internationales Theaterprojekt, es ist ein Zeugnis für eine Zusammenarbeit von Künstlern über Kontinente und über kulturelle Grenzen hinweg.

Die Zahl internationaler Projekte ist groß, auch im Bereich der Kunst gibt es vielfältige Förderung und manches Engagement. Diese führen oft zu einer Einladung afrikanischer Theater in europäische und amerikanische Zentren. Und die aus diesen Geldern resultierenden Tourneen sind eine überaus wertvolle und bereichernde Erfahrung für afrikanische Künstler. Umso mehr bei uns, dem warmen Herzen Afrikas, da Malawi, das auf dem Weg in eine neue prosperierende politische Zukunft schwierige wirtschaftliche Zeiten durchlebt, zu einer substantiellen Förderung der Kunst noch nicht in der Lage ist. Wir sind daher sehr dankbar für das Engagement ausländischer Staaten und Organisationen auf diesem Gebiet.

Doch das Besondere, das Außergewöhnliche bei der hier beschriebenen, dreijährigen Kooperation zwischen Nanzikambe Arts aus Malawi und dem deutschen Theater Konstanz ist, dass sie fundamental auf einer gleichwertigen Zusammenarbeit von Künstlern beider Länder beruhte. Regisseure, Autoren, Schauspieler, Techniker, Administratoren beider Theater wirkten mit bei der Entstehung einer gemeinsamen Inszenierung, die so sehr in Gleichberechtigung entstand, dass ihre Komponenten, ihre Zutaten nicht mehr zu trennen waren.

Aus Menschen zweier Kulturkreise bildete sich ein Team, das gemeinsam an einem künstlerischen Projekt arbeitete, ungeachtet ihrer Herkunft, uneingeschränkt durch Auflagen, frei in Inhalt und Denken. Dieser Aspekt ist außergewöhnlich an diesem Projekt und könnte ein Vorbild sein für viele weitere gemeinsame zwischenstaatliche Projekte in der Kunst wie auch auf anderen Gebieten. Ich freue mich, dass diese zwei Theater so gut zusammengearbeitet haben, ihre Aufführungen so erfolgreich waren, und ich bedanke mich bei den Künstlern, den Initiatoren und den Unterstützern von Crossing Borders – von See zu See. Möge diese Zusammenarbeit auch in der Zukunft weitere Früchte tragen.

 

Joyce Banda

Präsidentin der Republik Malawi

Grußwort des Ministers für Bundesrat, Europa und internationale Angelegenheiten des Landes Baden-Württemberg / Welcoming words by the Minister for the Bundesrat, Europe and International Affairs of Baden-Württemberg

 

Crossing Borders – von See zu See – unter diesem Motto hat das partnerschaftliche Projekt des Theater Konstanz mit dem malawischen Theater Nanzikambe Arts in Blantyre gestanden. Konstanz wird geprägt durch den Bodensee, Blantyre durch seine Nähe zum zweihundert Kilometer entfernten Malawisee, einem der größten Seen weltweit. Im Theaterspiel fragten die Künstler aus Konstanz und aus Blantyre: Gibt es mehr Gemeinsamkeiten? Wie können die Unterschiede überwunden werden?

Das finanzielle Gefälle zwischen Afrika und Europa ist riesig. Malawi gilt als eines der ärmsten Länder der Welt. Das Theater Nanzikambe Arts arbeitet als Nichtregierungsorganisation ohne jede staatliche Förderung. Der Etat des Konstanzer Stadttheaters wird hingegen mit Zuschüssen von Stadt, Land und Bund aufgestockt.

In den vergangenen drei Jahren wurden Inszenierungen ausgetauscht und gemeinsam Theater gespielt. Während die Produktionen in Konstanz in einem großen Theatersaal zur Aufführung kamen, gingen sie in Malawi open-air oder in Klubs über die Bühne. Und trotzdem: Über dringende Themen wie die Globalisierung, die Finanzkrise, die Entwicklungspolitik oder Migration konnten sich beide Theater auf Augenhöhe austauschen. Immer wirkte der Perspektivwechsel bereichernd.

Was mich besonders freut: Alle, die sich an diesem außergewöhnlichen Theaterprojekt beteiligt haben, haben mit viel Engagement auch das in die Tat umgesetzt, was die Landesregierung mit ihrer Initiative Welt:Bürger gefragt! als entwicklungspolitischen Dialog in Baden-Württemberg auf den Weg gebracht hat. Wir müssen gemeinsam über globale Zusammenhänge diskutieren und die Menschen in unserem Land aktiv an den Leitlinien der künftigen Entwicklungszusammenarbeit beteiligen.

Hierfür können auch von dem Projekt Crossing Borders – von See zu See wichtige Impulse ausgehen. Kunst und Kultur müssen in die Entwicklungspolitik mit einbezogen werden. Sie sind ein bedeutendes Element der Zivilgesellschaft – als Ort der Begegnung von Menschen, des Austausches von Themen, Emotionen und Geschichten. Im Theater können abstrakte entwicklungspolitische Themen lebendig vermittelt werden.

Für die Folgeprojekte mit afrikanischen Theatern, die vom Land Baden- Württemberg finanziell unterstützt werden, wünsche ich den Organisatorinnen und Organisatoren sowie den Künstlerinnen und Künstlern am Theater Konstanz ein gutes Gelingen sowie eine fruchtbare und inspirierende Zusammenarbeit – auf und neben der Bühne.

 

Crossing Borders — from Lake to Lake — this was the slogan under which the cooperation between Theater Konstanz and the Malawian theatre Nanzikambe Arts in Blantyre took place. Konstanz is given distinction by the lake of Konstanz, Blantyre by its proximity to the Lake Malawi, which is located two hundred kilometres away and which is one of the biggest lakes in the world. In the theatre project, artists from Konstanz and Blantyre asked themselves: Are there more commonalities? How can differences be overcome?

The financial gap between Africa and Europe is humongous. Malawi is one of the poorest countries in the world. The theatre Nanzikambe Arts works as a non-governmental organisation without any financial support from the government. The budget of Theater Konstanz, on the other hand, is subsidized by the municipality, the federal state, and the state.

Over the past three years, productions were exchanged and plays performed together on stage. While in Konstanz, the productions were performed in a big auditorium, in Malawi, they were either open air performances or took place in clubs. Nonetheless: both theatres could exchange views on important issues like globalization, the financial crisis, development politics or migration on a level playing field. This change of perceptions was always enriching.

I am especially pleased about one thing: everyone, who was involved in this extraordinary theatre project, also implemented with a great deal of commitment what the federal state government has been aiming to achieve with its initiative Welt:Bürger gefragt! (World:Citizens are in demand!) as part of the development policy dialogue in Baden-Württemberg. Together, we have to discuss about global interrelations and actively include the people of our country when designing guidelines for future development cooperation.

In this regard, the project Crossing Borders — from Lake to Lake can give new impetus. Art and culture need to be included in development politics. They constitute a meaningful part of civil society — as a place for encountering people, exchanging ideas, emotions and stories. In theatre, abstract topics from development politics can be conveyed to the public in a lively manner.

I wish the organisers of follow-up projects with African theatres, which are financially supported by the federal state of Baden-Württemberg, all the best, as well as a fruitful and inspiring cooperation — on stage and behind the scenes.

 

Peter Friedrich

Minister für Bundesrat, Europa und internationale Angelegenheiten/Minister for the Bundesrat, Europe and International Affairs

English translation by Nicole Söller.

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