Eine Ausbildungsstätte der Selbstwirksamkeit und Verantwortung
von Jonas Zipf
Erschienen in: DAS FLÜCHTIGE GESTALTEN – 30 Jahre Bayerische Theaterakademie August Everding (11/2023)
Inmitten der großen Transformation auf den Feldern der Nachhaltigkeit, Digitalität und Inklusion kommt es mehr denn je darauf an, wandlungsfähig zu sein. Das beginnt bei den Verantwortungsträger:innen von morgen – birgt aber die paradoxe Schwierigkeit, dass es die Verantwortungsträger:innen von heute und gestern sind, die deren Ausbildung gestalten. Dabei dreht sich alles um Erwartungsmanagement: Nicht wenige Studierende machen sich mit großem romantischen Vergnügen auf den Weg der Ausbildung künstlerischer Berufe und finden sich nachher in der schnöden prosaischen Trägheit des Kulturbetriebs in der Fläche wieder. Warum aber findet dieser Realitätscheck nicht schon früher in ausreichendem Maße statt? Reicht es, sich im Rahmen von Praxisprojekten, Meisterklassen, Akademie- und Elevenformaten künstlerisch auszuprobieren?
Was aus meiner Sicht fehlt, das ist der Abgleich des ersten P mit den zwei anderen P – Practice What You Preach: Es geht nicht nur um künstlerische Arbeit am Programm, sondern auch um den Blick vor und hinter die Bühne, den Blick auf die Entwicklung von Publikum und Personal. Theater ist eine Publikumskunst – und doch spielt die Reflexion der Perspektive und Wahrnehmung des Publikums in der Ausbildung zu Darsteller:innen, Bühnenbildner:innen oder Regisseur:innen kaum eine Rolle. Warum beschäftigen sich nur angehende Dramaturg:innen und Theaterpädagog:innen mit Outreach und Audience Development?...