REPUBLIK MOLDAU
Paradigmen und Vereinbarkeiten
Erschienen in: Recherchen 61: Landvermessungen – Theaterlandschaften in Mittel- und Osteuropa (12/2008)
Aus der Innenperspektive einer Kultur sein Theater zu beschreiben, die zu den Grenz-Kulturen zählt, mit einer eher konfusen als multiplen Identität, ist gleichermaßen leicht wie schwierig und hängt schlicht vom Standpunkt ab. Die jüngere Geschichte als Folge des Eisernen Vorhangs, der diesen Erdteil mehr als ein halbes Jahrhundert lang von seinem natürlichen Werdegang abgehalten und auf verhängnisvolle Weise isoliert hat, spricht alles andere als von einer klar umrissenen Situation. Stellt der Osten Europas folglich eine eigenständige kulturelle Realität dar, mit Entwicklungsmerkmalen und -gesetzmäßigkeiten, die sich von anderen Kulturräumen unterscheiden? Von der westlichen Warte aus lässt sich diese Frage positiv beantworten. Doch die zahlreichen internationalen Theaterfestivals, die mittlerweile nicht mehr nur in den einschlägigen Theaterzentren, sondern in letzter Zeit auch immer häufiger in der Provinz stattfinden, beweisen das Gegenteil. Die Durchlässigkeit der Grenzen, die Erweiterung der Europäischen Union, die Intensivierung des kulturellen Dialogs etc. sind gemeinsame Errungenschaften, von denen alle Länder West- und Osteuropas profitieren. Ich würde sogar so weit gehen, den Ehrgeiz der Osteuropäer, ihre Kultur in verschiedenen Breitengraden bekannt zu machen, inzwischen als notorisch zu bezeichnen.
Im Großen und Ganzen stellt das moldauische Theater keine Ausnahme von dieser Regel dar. Obwohl die Republik Moldau noch relativ jung ist, hat...