Theater der Zeit

Essay

Theater als Kunst der Einmaligkeit

Infrastrukturen des Ephemeren

von Dirk Baecker

Erschienen in: DAS FLÜCHTIGE GESTALTEN – 30 Jahre Bayerische Theaterakademie August Everding (11/2023)

Die Studie von Giovan Francesco Lanzara über das Irpinia-Erdbeben in Süditalien im November 1980, bei dem 2.700 Tote und 9.000 Verletzte zu beklagen waren und 390.000 Menschen obdachlos ­wurden, wurde berühmt.1 Tausende von Freiwilligen kamen in die Region, um zu helfen. Die Regierung und die Armee, die mit Waffen, aber ohne Ausrüstung anrückte, wurden als hilflos wahrgenommen. Ein Mann eröffnete einen Espresso-Stand, der sich schnell zum Treffpunkt und zentralen Ort des Austauschs von Informationen entwickelte. Doch am dritten Tag schloss ihn die Armee, militarisierte das Gebiet und verwehrte jeden weiteren Zugang. Lanzara beschreibt den Espresso-Stand als Musterbeispiel einer ephemeren Organisation, die nicht aus dem Nichts, sondern aus der Not, dem Chaos und der Gelegenheit entstanden ist – unter Rückgriff auf kulturell verankerte Traditionen, das geteilte Wissen aller Beteiligten und ein leidenschaftliches Interesse daran, auch dann noch, wenn es um Hilfe in größter Not geht, an der Alltagsgewohnheit eines schnellen Kaffees und des Miteinanderredens festzuhalten.

Das Flüchtige taucht auf und verschwindet ­wieder. Aber seine Voraussetzungen sind vielfältig. Wer auf den flüchtigen Moment schaut, staunt. Wer auf die Voraussetzungen achtet, fängt an zu verstehen. Das Ephemere, so unwahrscheinlich es ist, offenbart etwas Selbstverständliches, Leichtes, kaum Berührbares und Unzerstörbares. Es schließt ein...

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