Das Theater leben: DIE HANDLUNG
52 Meditation I. 1970
von Julian Beck
Erschienen in: Das Theater leben – Der Künstler und der Kampf des Volkes (05/2021)
MEDITATION I. 1970
Der Prozess: einen Fuß vor den andern setzen, schonungslos, sich ans Eis klammern, abrutschen, wieder hochklettern, es bleibt nichts anderes übrig. Wenn wir Mittel fänden, den Tod zu besiegen, müssten wir ihn dann erfinden, um den Planeten vor unheilvoller Überbevölkerung zu bewahren? Wir würden einen Weg finden.
Tod ist Korruption und gehört nicht zum Leben … Wir sind über die Natur hinaus: Das ist die Triebkraft unserer Zeit. Gutkind.
Je ne m’intéresse plus au théâtre. Je ne m’intéresse qu’à la politique. Genet. São Paulo, August 1970.
Vierzig Mal am Tag ermahne ich mich, zu atmen. Ich beschwatze die Venen und Arterien. Ich bin verwirrt, verblüfft, jeden Tag die meiste Zeit voller Verzweiflung, ich bin die Hoffnung.
Wenn ich meditiere, denke ich irgendwann an meine übereinander- geschlagenen Füße und dann fällt mir der Schuster ein, der mich seit meinem ersten Paar verfolgt, sein Hämmern hat mich vor sich hergetrieben, seinetwegen können meine Füße über den bloßen Boden gehen. Er bringt mich weiter. Ich zahle ihm 75 Cent. Wir alle kommen in unaufhaltsamer Bewegung voran, wie ein großer Gletscher. Wie können wir uns davon abhalten, uns selbst zu zerstören: Unfall, Katastrophe, Kollision mit...